Landtagskandidatin diskutiert in gemütlicher Runde über Wohnungsnot, Wirtschaftswandel und Demokratie
Weinsberg. Antike Möbel, ein bequemes Sofa und intensive Diskussionen: Im Rickele-Zimmer des Galgenhölzle in Weinsberg lud Landtagskandidatin Sibylle Riegger-Gnamm (Bündnis 90/Die Grünen) zum Informations- und Diskussionsabend unter dem Motto "Politik und Bier". Zwei Stunden lang stellte sie sich den Fragen zahlreicher Interessierter – darunter viele Mitglieder des Ortsvereins Weinsberger Tal. Mit dabei: Landtagsabgeordneter Armin Waldbüßer, der direkt von Sitzungen aus Stuttgart anreiste.
Von der Gemeinderätin zur Landtagskandidatin
Riegger-Gnamm schilderte ihren politischen Werdegang: Vom Einstieg in die Kommunalpolitik über die Wahl in den Gemeinderat bis zur aktuellen Kandidatur. "Nach dem starken Anstieg der AfD bei der letzten Bundestagswahl habe ich gehadert", gibt sie offen zu. "Doch der Entschluss war schnell gereift: Ich mache weiter und kandidiere für den Landtag."
Wohnungsnot: Konkrete Beobachtungen aus der Runde
Besonders beim Thema Wohnen wurde es konkret. Teilnehmende berichteten aus eigener Beobachtung: "Viele Einliegerwohnungen stehen leer, in alten Häusern wohnen ältere Menschen alleine mit viel Wohnraum – oft nicht altersgerecht." Gemeinsam entwickelte die Runde Lösungsansätze. Riegger-Gnamm: "Kommunen müssen aktiv werden." Alternative Wohnformen wie Tiny-Häuser, Servicewohnen und Wohnungstausch zwischen Generationen seien Lösungen. Auch kommunale Wohnungsbaugesellschaften müssten interkommunal wieder gegründet werden.
Wirtschaftswandel: Ängste ernst nehmen
Die Transformation der Automobilindustrie treibt viele um. "Menschen haben Angst um ihren Arbeitsplatz, Zulieferer sind betroffen", so Riegger-Gnamm. Doch sie macht auch Mut: "Die Automobilfirmen haben Innovationskraft – das zeigt sich jeden Tag." Zudem lebten wir in einem der reichsten Landkreise Deutschlands. "Arbeitsplätze gibt es genug." Der Strukturwandel hin zu IT, Dienstleistungen und neuen Technologien biete Chancen.
Weinbau und Natur: Gemeinsam neue Wege entwickeln
Beim Thema Weinbau brachten anwesende Wengerter ihre Sicht ein. Immer mehr Kollegen geben auf, Brachflächen entstehen. Im Dialog entwickelten die Teilnehmenden gemeinsam neue Ideen und Ansätze: Biodiversität in den Weinbergen fördern, regionale Vermarktung stärken und Förderprogramme schaffen. Beim Insektensterben setzte die Runde auf Bildung: "Schüler einbeziehen, Projekte mit Naturbezug anbieten", so ein gemeinsamer Vorschlag.
Demokratie unter Druck
Das Erstarken der AfD zog sich als Thema durch den Abend. "Die AfD hat keine Lösungen, nur Kritik", betont Riegger-Gnamm. "Wir müssen die Chancen der Veränderung vermitteln und die Menschen auf Augenhöhe mitnehmen." Ihre Mission: "Ich suche den Kontakt zu den Menschen und greife ihre persönlich bewegenden Themen auf, um Lösungen auf den Weg zu bringen."
Ein Abend, der zeigte: Politik funktioniert am besten im Dialog – bei Bier und in gemütlicher Atmosphäre, wenn alle Beteiligten ihre Erfahrungen einbringen und gemeinsam Lösungen entwickeln.